Dienstag, 16. August 2016

Rezension - "Das Juwel" von Amy Ewing


Das Juwel – Die Gabe
von
Amy Ewing

Reihe: Das Juwel
Seitenzahl: 448
Erschienen: August 2015
Verlag: Fischer FJB
Preis: 16,99€ (Hardcover); 4,99€ (E-Book)

Bände:
Das Juwel – Die Weiße Rose (Band 2, erscheint im August 2016)
The Black Key (Band 3; englisch, erscheint im Oktober 2016)

Inhalt

Violet lebt in Armut, aber sie hat
eine besondere Gabe.
Eine Gabe, die ihre Chance und ihr Fluch zugleich ist …
Violet Lasting ist etwas Besonderes. Sie kann durch bloße Vorstellungskraft Dinge verändern und wachsen lassen. Deshalb wird sie auserwählt, ein Leben im Juwel zu führen. Sie entkommt bitterer Armut und wird auf einer großen Auktion an die Herzogin vom See verkauft, um bei ihr zu wohnen. Eine faszinierende, prunkvolle Welt erwartet sie. Doch das neue Leben fordert ein großes Opfer von ihr: gegen ihren Willen und unter Einsatz all ihrer Kraft soll sie der Herzogin ein Kind schenken.
Wie soll Violet in dieser Welt voller Gefahren und Palastintrigen bestehen?
Als sie sich verliebt, setzt sie nicht nur ihre eigene Freiheit aufs Spiel.

Dieser überwältigende Fantasyroman entführt uns in eine Welt voller Glanz und voller Dunkelheit. Eine Welt, in der eine Gabe ein Fluch sein kann.


Aufmachung

Auch wenn die Farbgebung des deutschen Covers sehr stimmig mit dem Buch ist und dessen Beschreibungen, vor allem zu Anfang, gefällt mir das Original besser. Vielleicht liegt es nicht nur daran, das die Farbe nicht so stechend, sondern schön ist, sondern eher daran, dass man hinter dieser Aufmachung mehr verborgen sehen kann. Es ist der Blick hinter all die pompösen Augenweiden und gibt dem Buch das Beste. Und hübsch ist auch die UK-Version.
Aber was hat man wieder mit der Karte im Deutschen angestellt?

Meine Meinung


Ich bin mir sicher, dass ich die Beschreibung las, denn ich war mir lange Zeit nicht sicher, ob ich dieses Buch lesen sollte. Hätte ich es doch nicht getan. Es fühlt sich schlimmer als Selection (dessen ersten Band ich mochte und dann die anderen nicht mehr) an und nun kann man auch sehen, woher ein paar Ideen zu Red Queen stammen könnten. Ich will nicht sagen, dass Ideen geklaut wurden (doch erschien Letzteres später).

Wir befinden uns auf einer Insel oder etwas Ähnlichem, die in Ringe eingeteilt ist und durch eine große Mauer vor dem großen Meer vor dem Überschwemmen geschützt wird, irgendwie. Logischerweise ist der äußerste Ring der Sumpf, in welchem gewissermaßen die tiefste und ärmste Schicht der Gesellschaft wohnt. Je weiter man in die Mitte geht, desto reicher und adliger werden die Menschen. Und schließlich befindet sich in der Mitte das Juwel, der Wohnsitz der Adligen, die alle in verschiedene Höfe mit Fürsten, Herzogen, Grafen und Lords geteilt sind, natürlich auch mit den weiblichen Vertretern, die hier immer eher die Vormacht haben. Alles wäre schön und gut, wäre es ihnen möglich, selbst Kinder zu bekommen, aber in der Vergangenheit gab es zu viele Gendefekte, weshalb es zu riskant ist, zu viele Todgeburten auftauchen würden und so weiter. (Wobei ich mich frage... Es ist eine Dystopie, wie kann Inzest dann noch so stark vertreten sein und wenn nicht, weshalb trifft es nur die Adligen?) Doch darf der Adel natürlich nicht aussterben und so gibt es die Surrogaten. Das sind Mädchen, die nur aus dem Sumpf (anscheinend) stammen und durch bestimmte Gene oder dergleichen Auspizien anwenden können. Somit sind sie in der Lage Gegenstände zu verändern und als Leihmutter (wozu sie gezwungen werden) die perfekten Kinder für eine Adlige Familie zu schaffen. Somit ist es auch kein Problem, dass man nur einen Sohn und eine Tochter haben darf.

Unsere Protagonistin stammt natürlich aus dem Sumpf. Natürlich ist sie wunderschön. Natürlich ist sie unglaublich talentiert. Natürlich hat sie einen ganz speziellen Namen mit großer Bedeutung. Natürlich kommt sie aus einer wunderbar glücklichen Familie. Natürlich will sie das Leben als Leihmutter nicht haben. Natürlich ... Man könnte so viel Weiteres aufzählen. Sie ist eine wundervolle Mary Sue. Jeder findet sie atemberaubend und perfekt zum Vorzeigen in der Welt des Prunks, wo sie, wie auch alle anderen Surrogaten, wie ein Haustier, ein Sklave behandelt wird. Hinter der ganzen Schönheit sieht sie, dass nicht alles so wundervoll ist.

Typischer Handlungsablauf, wenn man es überhaupt eine Handlung nennen kann, der aus zu einfachen und flachen Erklärungen der Probleme besteht und vorhersehbar, nicht ansatzweise spannend ist. Ich mochte den Schreibstil von Amy Ewing nicht ansatzweise. Die Sätze und Worte waren wirklich sehr einfach (und sehr umgangssprachlich, sogar beim Adel), zwei Drittel des Buches bestanden aus bedeutungslosen und lückenfüllenden Beschreibungen von schönen Kleidern und Orten, wobei hingegen keine Tiefe entstand, und Handlungen und es war neben so vielen weiteren Dingen, kein Humor vorhanden, zumindest konnte ich nie lachen oder schmunzeln (nur wenn es einfach zu schlimm und klischeehafter wurde). Außerdem las man neben einer Geschichte, bei welcher nichts passierte und die man schon dutzende Male so gelesen hat, gleiche Phrasen. Sie erschienen mir wirklich identisch mit anderen denen anderer Büchern. Zum Beispiel: "Auf der Stelle mag ich diesen Mann. Jeder, der der Herzogin Anweisungen erteilen darf, ist mir sympathisch." oder "Ich muss etwas unternehmen!" Zudem hoffe ich, dass es teilweise Übersetzungsfehler gab. Die Pupille hat keine Farbe! Sie ist nur eine schwarze Öffnung in der Iris oder Regenbogenhaut. Dieser Fehler ist zweimal vorgekommen. Ich hoffe wirklich, dass es nur eine falsche Übersetzung ist, wobei ich es bezweifle.

Neben der "wundervollen" Umgebung, die nur aus Glitzer, Mädchenträumen und Rosa bestand, sah man überall sehr schöne Menschen und der größte Teil hat schwarze Haare. Ist jemand nicht schön, so ist er gleich hässlich und mit einem miesen Charakter. Alle Figuren sind sehr klischeebelastet und nicht besonders.

Die Hauptcharakterin ist wie gesagt eine Mary Sue mit violetten Augen (aber niemand denkt, dies sei nicht möglich, sondern lediglich ungewöhnlich), die einfältig, sehr unreif (mit 16… wenn sie schon seit vier Jahren ihre Regelblutungen hat, ansonsten wäre sie nicht schon vier Jahre in Ausbildung gewesen, kann sie noch nicht normal über Menstruation oder Sex reden ohne gleich rot zu werden, auch einen Jungen anschauen, der wundervoll ist, ist eine schwere Handlung), stur, kindisch, naiv, teils eingebildet und sogar eher dümmlich ist. Trotzdem wird sie oftmals als sehr klug dargestellt, wenngleich sie öfter gesagt bekommt, dass sie wohl nicht sonderlich schlau ist. Am besten war immer noch, dass sie von sich meinte, klüger und erwachsener geworden zu sein, dabei machte sie keine sonderlich große Entwicklung. In den vier Jahren Ausbildung scheint sie nichts gelernt zu haben, wenn nach wenigen Wochen des Übens der Auspizien auf einmal eine große Veränderung zu sehen ist und sie keinerlei Ahnung der richtigen Etikette besitzt. Seltsamerweise schätzt sie keinen Wert, obwohl sie es, in Armut aufgewachsen, müsste. Ohne Bedenken zerstörte sie aus einem Gefühlsausbruch heraus dutzende Kleider. Zu ihr gehört Raven mit ihrem blinden Mut, der ihr eventuell noch zum Verhängnis wird. Andere Personen muss man nicht unbedingt erwähnen, da sie wie aus jedem anderen Buch sind.

Was wäre dieses Buch nicht auch ohne eine Liebesgeschichte? Es gibt nämlich noch Ash (schon wieder dieser Name) Lockwood (und zufälligerweise sieht er dem Anthony Lockwood aus Lockwood & Co. überaus ähnlich, erstaunlich), der einfach der perfekte junge Mann ist, mit einer etwas düsteren Vergangenheit, und lässt Violets Gehirn zerschmelzen, sodass es nicht mehr vorhanden ist. Sobald sie ihn gesehen hat, ist sie blind und verloren. Warum schaltet sich das Denken so vieler Mädchen aufgrund eines Jungen aus? Man kann es gar nicht mehr als Schwärmerei bezeichnen, so verfallen ist sie ihm. Schon sehr schnell küssen beide sich und dann kommt auch noch mehr. Die Beziehung läuft so schnell und viel zu einfach ab, dass es unmöglich und unrealistisch ist. Sie sind auf einmal vollkommen verliebt. Dass der Arzt dies sehen müsste, nein (und pflanzt ihr ohne Voruntersuchung in intimeren Bereichen die befruchtete Eizelle ein). Allgemein bilden sich Verbindungen äußerst schnell. So auch zu Dahlia, die leider aus dem Leben scheidet und Violet deswegen am Ende ist, dabei haben die sich einmal unterhalten. Einmal! Und dann kurz angesehen.

Übrigens haben alle Namen der Farben und Violet selbst sagt schnell, wie komisch die meisten Namen doch sind. Ihre beste Freundin heißt Raven. Im Deutschen mag es zwar ganz schön klingen, aber im Englischen ist es nichts weiter als Rabe oder die dazu passende Farbe. Wie würde es denn klingen, hießen alle Grün, Blau, Gelb oder Purpur?

Für mich war dieses Buch unlogisch in der Genauigkeit und Aufklärung, ohne richtigen Charakter und Tiefe mit einer Oberflächlichkeit, die schaudern lässt. Eher erschien es mir wie eine schlechte Kopie mit immer absurderen Ideen und viel Gekicher sowie Augenverdrehen. Mit einem natürlich vollkommen unerwarteten *nicht* Ende.


Ich sollte mich wohl für meinen Ton in dieser Rezension entschuldigen, aber das Buch regt mich wirklich sehr auf. Es stellt mich vor die Frage, wie sich unsere Lesekultur entwickelt hat und wie die Jugend manipuliert wird. Dieses Buch schafft einen vollkommen falschen Eindruck, der keinen guten Inhalt zum Handeln gibt. Dadurch können jene Menschen entstehen, die teils so respektlos sind und schnell, oberflächlich urteilen. Es wird nichts Gutes für Jugendliche vermittelt.

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